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Grundlagen

Grundlagen obere Extremitäten: zu den oberen Extremität gehören die Schulter, der Oberarm, der Ellenbogen, der Unterarm und die Hand. Ihr komplexer Bauplan ermöglicht uns einen überaus großen Bewegungsumfang – solange alles reibungslos funktioniert. Wie wichtig der Bewegungsapparat der oberen Gliedmaße ist, bemerken wir oft erst dann, wenn dessen Funktionalität durch Krankheit, Verletzung oder andere Schädigungen gestört ist. Die Routine in Alltag und Berufsleben gerät durch eine eingeschränkten Handfunktion empfindlich durcheinander. Plötzlich geht einem nichts mehr leicht von der Hand.

Grundlagen obere Extremitäten

Die Ursachen dafür können so mannigfaltig sein wie die Regionen der oberen Extremität, von denen die Beschwerden ausgehen, und die Wechselwirkungen zwischen Knochen-, Muskel- und Nervenapparat. Deshalb versuchen wir die Hand nicht als Einzelstruktur zu verstehen und zu behandeln – sie existiert ja nicht für sich, sondern ist in den kompletten Bewegungsapparat substanziell integriert. Entsprechend berücksichtigen wir bei der Therapie all diese Wechselwirkungen. Wir planen unsere ergotherapeutische Behandlung passgenau zur Beeinträchtigung – selbstverständlich in Absprache mit den behandelnden Ärzten – und setzen die Therapie nach den Möglichkeiten des Patienten/der Patientin um.

Anatomie

Grundlagen obere Extremitäten

Schulter

Schultergelenk: Schlüsselbein (Clavicula), Schulterblatt (Scapula), Oberarmknochen (Humerus)
Muskeln:
oberflächlich: Deltamuskel (Musculus deltoideus) und Trapezmuskel (Musculus trapezius)
Tiefe: Obergrätenmuskel (Musculus supraspinatus), Untergrätenmuskel (Musculus infraspinatus), kleiner Rundmuskel (Musculus teres minor), Unterschulterblattmuskel (Musculus subscapularis; Teil der Rotatorenmanschette)

Oberarm

Knochen: Oberarmknochen (Humerus)
Nerven: alle innervierenden Nervenfasern stammen vom Plexus brachialis
Arterien: Äste der Oberarmarterie (Arteria brachialis)
Muskeln:
vorderes Kompartiment: Hakenarmmuskel (Musculus coracobrachialis), Oberarmmuskel (Musculus brachialis), Bizeps (Musculus biceps brachii)
hinteres Kompartiment: Trizeps (Musculus triceps brachii)

Ellenbogengelenk

Knochen: Oberarmknochen (Humerus), Speiche (Radius), Elle (Ulna)
Bewegungen: Beugung (Flexion), Streckung (Extension), Einwärtsdrehung (Pronation), Auswärtsdrehung (Supination)

Unterarm

Knochen: Speiche (Radius), Elle (Ulna)
Nerven: Speichennerv (Nervus radialis), Ellennerv (Nervus ulnaris), Mittelarmnerv (Nervus medianus)
Arterien: Äste der Speichenarterie (Arteria radialis) und der Ellenarterie (Arteria ulnaris)
Muskeln:
vorderes Kompartiment: oberflächliche und tiefe Schicht
hinteres Kompartiment: oberflächliche und tiefe Schicht

Hand

Knochen: Kahnbein (Os scaphoideum), Mondbein (Os lunatum), Dreieckbein (Os triquetrum), Erbsenbein (Os pisiforme), Großes Vieleckbein (Os trapezium), Kleines Vieleckbein (Os trapezoideum), Kopfbein (Os capitatum), Hakenbein (Os hamatum), Mittelhandknochen (Ossa metacarpalia; 5), Fingergrundglieder (Phalanges proximales; 5), Fingermittelglieder (Phalanges mediales; 4), Fingerendglieder (Phalanges distales; 5)
Nerven: Speichennerv (Nervus radialis), Ellennev (Nervus ulnaris), Mittelarmnerv (Nervus medianus)
Arterien: Äste der Speichenarterie (Arteria radialis) und der Ellenarterie (Arteria ulnaris)
Muskeln: Thenarmuskulatur, Hypothenarmuskulatur, Muskeln des Handtellers

Krankheits- und Beschwerdebilder

Die Hand erfüllt nicht nur motorische und sensibel Funktionen, ihr kommen zudem wesentliche kommunikative Aufgaben zu. Außerdem ist sie als für jeden sichtbares Körperteil ästhetisch von Bedeutung. Bei folgenden Beeinträchtigungen setzen wir wirksame hand-/ergotherapeutische Ansätze um:

Vor- und Nachbehandlung aller Operationen

Die Nachbehandlung macht einen essenziellen Teil des Erfolgs eines operativen Eingriffs aus. Zur postoperativen Handrehabilitation kann die Versorgung mit der richtigen statischen bzw. dynamischen Schiene einen wichtigen Beitrag leisten, da sie auch außerhalb der Sitzungen beim Handtherapeuten therapieren – 24 Stunden am Tag. Bei der präoperativen Handtherapie geht es darum, Funktionsbeeinträchtigungen nicht entstehen zu lassen oder von Anfang an gering zu halten.

Sehnenscheidenentzündung (Tendovaginitis)

Die Sehnenscheide umgibt an stark beanspruchten Abschnitten eine oder mehrere Sehnen mit Gelenkschmiere (Synovia) gefüllte Hülle. Aufgabe der Sehnenscheide ist es, die darin verlaufende Sehne vor mechanischen Schäden zu schützen. Bei einer Sehnenscheidenentzündung kommt es zu einer Schwellung, einer eingeschränkten Beweglichkeit und Schmerzen. Ursächlich sind oft wiederholte oder ungewohnte, die Sehne stark beanspruchende Bewegungen.

Nichtoperative Maßnahmen stehen an erster Stelle der Therapie – sie führen meist zu einer vollständigen Abheilung. Mögliche Maßnahmen sind die Schonung und eventuelle Ruhigstellung mit Hilfe einer Schiene und eine physikalische Therapie. Zudem können schmerzstillende, entzündungshemmende Medikamente (Salben, Tabletten, Injektionen) eingesetzt werden.

Unfallfolgen

Bei Sehnen-, Bänder-, Kapsel- und Knochenverletzungen, Quetschungen, Schnitten und Brüchen setzen wir in der ergotherapeuthischen Handtherapie verschiedene Behandlungsverfahren ein. Dabei kann die Frühmobilisation genauso ein Mittel der Wahl sein wie das manuelle Therapieverfahren, thermische Anwendungen, Kraft- und Ausdauertraining oder Schienenbau und Schienenanpassung.

CRPS / Morbus Sudeck

Morbus Sudeck (Complex Regional Pain Syndrom, CRPS) kann eine Folge von Weichteilerkrankungen oder von langfristigen Ruhigstellungen (Operationen, Gipslagerung) sein. In der Folge kann diese Krankheit aufgrund psychischer Probleme (Angststörungen, übermäßige Vorsicht) fortschreiten. Vieles spricht dafür, dass CRPS vom Gehirn „gelernt“ wird. Es passt sich der Schonhaltung, der fehlenden Bewegung an. Dieser Prozess ist mit dem Phantomschmerz nach Amputationen vergleichbar. Bei der Hand-/Ergotherapie findet unter anderem ein funktionelles Bewegungstraining statt, mit dem die Belastbarkeit der betroffenen oberen Extremität langsam gesteigert wird. Zudem können wir ein Imaginationstraining durchführen und Techniken anwenden, die den Stoffwechsel verbessern. Mit dem Imaginationstraining bringen wir das Gehirn dazu, nicht permanenten Schmerz zu signalisieren.

Dazu nutzen wir auch die „Spiegel Therapie“. Hier nutzen wir die visuelle Stimulation zur Vorbereitung von Bewegungen. Dabei wird ein Spiegel in der Körpermitte der betroffenen Person so positioniert, dass die Bewegungen des gesunden Arms gespiegelt werden und dabei als die Bewegungen des betroffenen Arms wahrgenommen werden, wobei der betroffene Arm bei dieser Therapie hinter dem Spiegel liegt.

Brandverletzungen

Verbrennungen führen zu teils großflächigen Vernarbungen. Diese machen eine so frühe wie langfristige Rehabilitationstherapie notwendig. Unser Ziel ist es, die Narbenbildung optimal zu begleiten und voranzubringen sowie die Funktionalität so weit wie irgend möglich wiederherzustellen, um die soziale und berufliche Reintegration sicherzustellen.

Karpaltunnelsyndrom

Wenn der Mittelarmnerv (Nervus medianus), der für die Innenhandfläche vom Daumen bis zum halben Ringfinger zuständig ist, gereizt oder gequetscht ist, registriert der Patient/die Patientin Symptome wie beispielsweise Kribbeln, Taubheitsgefühle in der Handinnenfläche, Feinmotorik- oder Kraftverluste in der Hand. Bei der Behandlung bzw. der Nachbehandlung nach einer entsprechenden Operation trainieren wir das Gefühl in der Hand und behandeln Operationsnarben, um zu verhindern, dass Verklebungen den Nerv erneut einengen. Im nächsten Schritt werden Feinmotorik und Griffkraft wiederhergestellt.

Arthrose

Arthrose ist eine nicht-entzündliche und irreversible Gelenkzerstörung, zu der es wegen eines ungünstigen Verhältnisses zwischen Belastbarkeit und tatsächlicher Belastung kommen kann. Eine solche Fehlbelastung bzw. Überlastung des Gelenks führt zu Abbauprozessen am Gelenkknorpel, die den Knochen erst punktuell, dann flächig freilegen. Die Kapsel kontrahiert und verhärtet, die umgebende Muskulatur verspannt, um das Gelenk zu schützen. Daraus resultieren weitere Fehlbelastungen, die wieder Bewegung und Belastbarkeit einschränken. Die Ergo-/Handtherapie verfolgt vier Säulen der Arthrosetherapie: 1. Analyse der alltäglichen Gelenkbelastung und deren potenzielle Vermeidung, dazu sportliche Betätigung wie gymnastische Übungen. 2. Einüben manueller Techniken zur Muskelentspannung und Schmerzlinderung; dazu Erhalt von Kraft, Koordination und Beweglichkeit. 3. Unterstützung der Therapie durch Medikamente. 4. Beratung für etwaige operative Maßnahmen.

Rhizarthrose

 

Eine Arthrose des Daumensattelgelenks nennt man Rhizarthrose und zählt zu den häufigsten Verschleißerkrankungen im Handbereich. Eine Rhizarthrose geht einher mit verminderte Kraft beim Greifen, durch Schmerzen in dieser Region, sowie durch eine eingeschränkte Bewegungsfreiheit.

Streck- und Beugesehnenverletzungen

Die am meisten vorkommende Ursache bei Streck- und Beugesehnenverletzungen sind Schnittwunden, wobei hierbei eine glatte Durchtrennung der Sehen das häufigste Verletzungsmuster darstellt. Eine frische Sehnenverletzung sollte innerhalb weniger Stunden operativ versorgt werden.

Nachbehandlung und Schienenversorgung

Die funktionelle Nachbehandlung der Sehnenverletzung ist essentiell für das Endergebnis verantwortlich.
Das Nachbehandlungsschema, das am häufigsten angewendet wird sieht eine passive Beugung des betroffenen Fingers an einem Gummiband und eine aktive Streckung des Fingers vor. Dabei wird die Schiene ca. fünf bis sechs Wochen getragen.
Tägliche Wiederholungen mit aktiver Streckung und passivem Gummizügelzug unterstützen die Heilung wesentlich, wobei bereits nach 6 Wochen mit leichten aktiven Bewegungen ohne Schiene begonnen werden kann.

 

Frakturen

Frakturen:
– Radiusfraktur,
– Mittelhandfraktur,
– Handwurzelfrakturen (Scaphoidfraktur, Lunatumfraktur)

Ein Bruch der Hand kann, unabhängig von der Lokalisierung des Bruchs, je nach Schwierigkeitsgrad und Komplikation operativ oder konservativ behandelt werden. Ziel dabei ist stets eine anatomiegerechte Bruchheilung und eine damit einhergehende größtmögliche Wiederherstellung der Funktion.

Nachbehandlung nach OP
Praktisch immer wird im Verlauf der Nachbehandlung die Handtherapie eingeschaltet, um die Beweglichkeit möglichst rasch und vollständig wiederherzustellen.

postoperative Narben

Operative Eingriffe haben in der Wundheilung komplexe Reparaturprozesse des Körpers zur Folge. Das neue Gewebe unterscheidet sich in seiner Elastizität vom unverletzten Gewebe. Die Ergo-/Handtherapie setzt bei der Behandlung des Narbengewebes Mobilisationstechniken und pflegende Materialien ein, die dem Narbengewebe Elastizität verleihen. Die Narbenpflege umfasst Maßnahmen nach abgeschlossener Wundheilung und die Vermeidung von Komplikationen während oder nach dem Wundheilungsprozess.

Nervenläsionen (z. B. Ulnarisläsion, Radialisläsion)

Nervenläsionen werden von Schädigungen des Nervs durch Kompression (z. B. im Schlaf oder bei längerer maximaler Beugung im Ellbogengelenk) oder Verletzungen (Fraktur des Ellbogengelenks oder des Oberarms) verursacht. Je nach Läsion kommt es zu Lähmungserscheinungen (Krallenhand, Fallhand), Sensibilitätsstörungen oder vegetativen Störungen. In der Hand-/Ergotherapie kennen wir – je nach Läsion, Schwere und Ausprägung – verschiedene Therapieansätze. Möglich sind mit dem Einsatz von Hilfsmitteln Ruhigstellung und Schonung der Gelenke, Polsterung und Entlastung bei Druckparesen, Schienenversorgung zur Begrenzung von Extensions- und Flexionsbewegungen. Dazu kommen die klassischen ergo- und handtherapeutischen Maßnahmen zur Reaktivierung des Bewegungsapparates.

Rheumatische Erkrankungen (wie z. B. rheumatoide Arthritis)

Ziel der hand-/ergotherapeutischen Therapie bei rheumatischen Erkrankungen der oberen Extremitäten ist es, die Patient*innen dabei zu unterstützen, im privaten und beruflichen Umfeld die größtmögliche Unabhängigkeit wiederzuerlangen. Vorarbeiten sind die umfassende Anamnese, eine Betätigungsanalyse und die Statuserfassung. Danach erarbeiten wir gemeinsam mit dem Patienten/der Patientin die individuellen Therapieziele. Auf dieser Basis stellen wir die bestmöglichen Therapieangebote zusammen, führen sie durch und passen sie stetig an die Behandlungsfortschritte an. Dazu können Maßnahmen zur Verbesserung der Gelenkfunktionen, der manuellen Fertigkeiten, der Geschicklichkeit und der Griffkraft genauso gehören wie der Einsatz von Hilfsmitteln wie Schienen und Orthesen.

Amputation

Bevor Patient*innen nach einer Amputation mit einer Prothese versorgt werden, arbeiten wir mit ihnen an der neuen Körperwahrnehmung, wir schulen sie in Sachen Haltung (beispielsweise der Schulter oder der Wirbelsäule) und mobilisieren angrenzende Gelenke. Im Bedarfsfall führen wir zudem ein Einhändertraining (Schreiben, Essen, alltägliche Handgriffe) durch. Zudem nehmen wir eine Hilfsmittelabklärung vor, damit die Patient*innen ihre größtmögliche Selbstständigkeit im Alltag mit und ohne Prothese zurückbekommen. Typische Aufgaben in der Amputationsnachsorge sind die Weichteilmobilisierung, Bewegungsübungen, das Erarbeiten der Greiffunktion und Funktionsverbesserungen.

Erkrankungen der Wirbelsäule

Zwischen Hand und Wirbelsäule bestehen anatomische, funktionelle, segmentale und vegetative Zusammenhänge. Das heißt: Erkrankungen der Wirbelsäule können sich selbstverständlich auf die Hände auswirken. Um nicht nur die Symptome, sondern die Ursache zu behandeln, ziehen wir nicht nur die Hand des Patienten/der Patientin in unsere therapeutische Diagnostik mit ein, sondern betrachten den Patienten/die Patientin insgesamt. Die Befundung des Nervensystems und der Wirbelsäule gehört genauso dazu wie die der gesamten Bewegungskette des Arms.

Morbus Dupuytren

Bei Morbus Dupuytren krümmen sich die Finger in Richtung Handfläche; sie lassen sich nicht mehr frei strecken. Das ist zwar nicht unbedingt mit Schmerzen verbunden, kann aber Berufsleben wie Alltag beeinträchtigen – und schlichtweg unangenehm und unbequem sein. Morbus Dupuytren ist eine Fibromatose, eine gutartige Bindegewebswucherung, die sich nach einer OP mit unserer Hand-/Ergotherapie gut behandeln lässt. Potenzielle Inhalte und Ziele der Therapie sind Bewegungstraining (aktiv und passiv), die Lockerung und Dehnung verhärteter Gewebe, Durchblutungsförderung, das Vermitteln von gelenkschonendem und achsengerechtem Arbeiten, Sensibilitätstraining und nicht zuletzt die Hilfsmittelberatung, -erstellung und -anpassung. Bei einer postoperativen Therapie kommt selbstverständlich noch die Narbenbehandlung dazu.

Operative Versorgung bei:

  • Beugekontraktur 30°/40°eines Gelenkes je nach Leidensdruck und berufsbedingter Voraussetzung
  • Schmerzhafte Knoten in der Belastungszone
  • Stadium II nach Tubiana
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